Sprecherzieherische Vorgehensweise im
coachingbasierten Training - eine empirisch-theoretische Studie
Art der
Uni-Arbeit: Masterarbeit
Fachrichtung:
Kommunikationswissenschaften
Autor/-in:
Julia-Toni Reiche
Fazit
Die Grundvoraussetzung
bezüglich der Forschungsfrage dieser Masterarbeit: „Wie arbeiten
Prozessbegleiter sprecherzieherisch im coachingbasierten Training?“ war, ob die
befragten Prozessbegleiter bereits sprecherzieherische Übungen im
coachingbasierten Training einsetzen. Die Frage wurde von allen
Interviewpartnern bejaht. Somit war die Grundlage, Aussagen über die
sprecherzieherische Vorgehensweise im coachingbasierten Training zu treffen,
gegeben. Die Interviews mit den Experten haben gezeigt, dass sich der Einsatz
von sprecherzieherischen Übungen im coachingbasierten Training ausschließlich
auf die Erreichung der persönlichen Gesprächsziele der Teilnehmenden bezieht.
Stimmlich, sprecherisch und sprachlich auffällige Symptome werden dem Coachee
demnach nur vom Coach zurückgemeldet, wenn sie für das Erreichen seines
individuellen Gesprächsziels hinderlich sind. In einem solchen Fall, bietet der
coachingbasierte Prozessbegleiter dem Teilnehmenden eine passende
sprecherzieherische Methode an. Die Einwilligung des Coachees bildet dabei die
Grundlage für die Durchführung der Übung. Der Aspekt des freiwilligen Lernens
entspricht dem methodischen Grundprinzip der Selbsttätigkeit der
Spracherziehung nach Drach und wurde bereits in Kapitel 2.1 beschrieben. Der
Coach sollte davon überzeigt sein, dass die ausgewählte sprecherzieherische
Methode, dem Klienten beim Erreichen seines Gesprächsziels von Nutzen ist.
Anderenfalls wird die Übung im coachingbasierten Trainings nicht durchgeführt.
Die sprecherzieherische Methode sollte beim Teilnehmenden einen schnellen
Erfolg - einen sogenannten Aha-Effekt erzielen und somit einen Impuls setzen.
Damit jedoch ein längerfristiger und spürbarer Erfolg in Bezug auf die Themen
Stimme, Artikulation, Atmung, Körperhaltung, Kontaktverhalten und
sprecherischer Gestaltung sichergestellt wird, ist eine länger andauernde
Übungszeit ratsam und in bestimmten Fällen auch von Nöten. Hinzu kommt die
Eigenmotivation des Teilnehmenden, die Übungen auch nach dem Coaching weiterhin
durchzuführen und das neu erlernte Verhalten langfristig zu verinnerlichen.
Diese Erkenntnisse aus den Interviews, decken sich mit theoretischen
Vorüberlegungen und der Aussage von Pabst-Weinschenk (2010, 15), dass die
Sprecherziehung als unabgeschlossene Tätigkeit anzusehen ist und die Motivation
des Lernenden über den Erfolg der Umsetzung entscheidet.
Die Beurteilung, dass die
Stimme und / oder Sprechweise beim Erreichen des persönlichen Gesprächsziels
eine Rolle spielt, wird den Teilnehmenden durch Feedback vom Prozessbegleiter,
dem Schauspieler und den anderen Teilnehmern mitgeteilt.
Die Methodik des
Feedback-Gebens und – Nehmens wird im coachingbasierten Training genauso wie in
der Sprecherziehung als methodisches Grundprinzip genutzt, damit die
Teilnehmenden zu einer realistischen Selbsteinschätzung der eigenen
Gesprächsfähigkeit gelangen können.
Die Experteninterviews
zeigten, dass der Einsatz von sprecherzieherischen Übungen im coachingbasierten
Training von allen Befragten als sinnvoll und durchführbar erachtet wird. Die
Vorrausetzungen für die Anwendung sind, dass die sprecherzieherischen Methoden
den Kriterien für die Durchführung von Verfahren im coachingbasierten Training
(vgl. Fiedler 2014, 97 f. / Kapitel 3.2.2) entsprechen und den zeitlichen
Rahmen erfüllen. Die zeitliche Länge von sprecherzieherischen Übungen ist im
Gegensatz zu anderen Coachingverfahren mit einer durchschnittlichen Dauer von
60 bis 80 Minuten auf 10 bis 15 Minuten verkürzt. Daraus folgt, dass
zeitintensivere sprecherzieherische Übungen für das coachingbasierte Training
ungeeignet sind.
Eine weitere wichtige
Besonderheit bei der Durchführung von sprecherzieherischen Übungen im
coachingbasierten Training, ist der Einbezug der gesamten Teilnehmergruppe.
Idealer Weise sollen bei Verfahren im coachingbasierten Training alle
Teilnehmenden involviert sein und von den Erfahrungen profitieren. Für die
Auswahl von sprecherzieherischen Methoden sind somit vor allem Gruppenübungen
von Bedeutung.
Die Interviews haben
ergeben, dass die Durchführung der sprecherzieherischen Übungen auch von
Prozessbegleitern ohne sprechwissenschaftliche bzw. sprecherzieherische
Ausbildung ausführbar sein soll. Daraus folgt, dass die anleitenden
Prozessbegleiter ohne Vorbildung eine fachliche Weiterbildung absolvieren müssten,
um stimmliche, sprecherische und sprachliche Symptome wahrnehmen und auf diese
methodisch reagieren zu können. Die Interviewpartner nannten außerdem ein gutes
Gehör und ein geschultes Einschätzungsvermögen in Bezug auf die Teilnehmenden
und das Erreichen ihres individuellen Gesprächsziels als Kriterien der Eignung
eines Prozessbegleiters, um sprecherzieherische Übungen durchzuführen.
Die Relevanz der
auffälligen Symptome der Teilnehmenden steht im coachingbasierten Training im
direkten Zusammenhang mit dem Erreichen des persönlichen Gesprächsziels. Auf
Grundlage dessen zeigte die Expertenbefragung, dass auffällige Symptome im
Bereich Intention und Körpersprache eine höhere Bedeutung für das
coachingbasierte Training haben als pathologische Symptome der Bereiche Stimme
und Sprechweise. Das Gesprächsziel lässt sich nach Meinung der befragten
Experten schwieriger erreichen, wenn Gesprächsintention, Dis-tanzverhalten und
die Körpersprache nicht übereinstimmen. Eine pathologische Stimme kann in
manchen Gesprächssituationen hingegen sogar eher zum gewünschten Ziel führen
als der physiologische Stimmgebrauch. Hier wurde das Beispiel des
Kündigungsgesprächs genannt, indem eine weinerliche und / oder piepsige Stimme
des Arbeitnehmers gegebenenfalls eher überzeugt als eine physiologische Stimme
und trainierte Sprechweise (vgl. Int. 1_Auf. 7_A107).
Daraus lässt sich die
Schlussfolgerung ziehen, dass bei der Gegenüberstellung der auffälligen
Symptome, das nonverbale Kommunikationsverhalten im coachingbasierten Training
eine höheren Einfluss auf das Erreichen des persönlichen Gesprächsziels hat als
das paraverbale Ver-halten.
Die Interviews zeigten,
dass sich der Ansatz der Sprecherziehung und des coachingbasierten Trainings in
Bezug auf ihre Ziele unterscheiden. Während die Sprecherziehung zum Ziel hat,
eine ökonomische Stimme und Sprechweise zu fördern, zielt das coachingbasierte
Training allein auf das Erreichen des individuellen Gesprächsziels der
Teilnehmenden ab. Der Fokus der sprecherzieherischen Übungen liegt im
coachingbasierten Training somit nicht auf der Schu-ung eines Ideals in Bezug
auf die Bereiche Stimme, Sprechen und / oder Körpersprache, sondern auf dem
Training von verschiedenen Verhaltensweisen. Das bedeutet, dass die
Teilnehmenden je nach Gesprächssituation aus einem Repertoire an stimmlichen,
sprecherischen und sprachlichen Möglichkeiten schöpfen können und diese
automatisch abrufen. Diese Feststellung führte bei einem Experten zu der Frage,
ob es mit Hilfe von sprecherzieherischen Übungen möglich ist, je nach Bedarf
auch eine pathologische Stimme und / oder Sprechweise zu trainieren.
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